Sechs Tipps für eine erfolgreiche Planung und Umsetzung der Digitalisierung in Banken

Der Digitalisierungsprozess in der Bankwelt

Digitalisierung verändert die Bankenwelt grundsätzlich. Darüber sind sich Vorstände und Mitarbeiter inzwischen in wohl allen Finanzinstituten im Klaren. Die Mehrzahl der Banken verfügt dementsprechend über eine digitale Agenda. Aber entspricht diese Agenda auch den Anforderungen, die der Digitalisierungsprozess tatsächlich an die Finanzinstitute stellt? Führen die konkreten Maßnahmen zu mehr Kundenbindung und Profitabilität?
Finden Sie im folgenden Beitrag Tipps, worauf Banken bei der Planung und Umsetzung der Digitalisierung achten sollten.

1. Der frühe Vogel fängt den Wurm

Banken, die sich bereits früh und sehr aktiv mit dem Thema Digitalisierung auseinandergesetzt haben, können heute in der Regel eine deutlich höhere finanzielle Performance in allen relevanten Bankkennzahlen vorweisen als die Zögerlichen. Zu diesem Ergebnis kommt die “Europäische Bankenstudie 2019” der auf die Financial-Services-Industrie spezialisierte Strategie- und Managementberatung zeb. Auch lag laut Studie die Kapitalmarktperformance dieser Pioniere deutlich über dem Durchschnitt der 50 untersuchten europäischen Banken. Es zahlt sich eindeutig aus, digitaler Vorreiter zu sein, statt den Wettbewerbern hinterherzulaufen.

2. Der Kunde gibt den Takt vor

Digitalisierungsprozesse müssen vom Kunden her gedacht werden. Auch wenn vielen Menschen die persönliche Beratung am Schalter wichtig ist – genauso vielen Menschen ist sie es nicht. Banken müssen ihre online-affinen Kunden kennen, um entsprechende Angebote unterbreiten zu können. Zwischen erwarteten Online-Dienstleistungen und tatsächlichen Online-Angeboten darf keine Lücke klaffen. Auch hier gilt: Erkennen Sie die Bedürfnisse der Kunden, bevor der Kunde selbst sie kennt. So können Sie entsprechende digitale Angebote kreieren, die einen wirklichen Mehrwert bieten.

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3. Geschäftsmodell in Frage stellen

Digitalisierung ist nicht die Umstellung bestehender Strukturen von Papier auf Online. Angesichts der Vielzahl der neuen Anbieter für Finanzdienstleistungen müssen Banken überdenken, welche Rolle sie für die Gesellschaft jetzt und in Zukunft spielen können, wo ihre Stärken liegen, die kein Start-up bieten kann, und wo die neuen Mitbewerber unweigerlich die Nase vorn haben. Der Zahlungsverkehr wird nahezu komplett durch Online-Anbieter abgedeckt, das Kreditwesen zunehmend auch, bei der Anlageberatung ist die Konkurrenz massiv gewachsen. Definieren Sie, worauf der Fokus mithilfe der Digitalisierung künftig gerichtet werden soll, auch wenn vom bisherigen Bankgeschäft vielleicht nicht mehr viel übrigbleibt.

4. Hierarchien überdenken

Einen Digitalisierungsprozess vorantreiben kann nur, wer ihn versteht – und Spaß daran hat. Noch immer sind in den meisten Banken die IT-Fachleute in eigenen Abteilungen zusammengefasst – oft aus Kostengründen sogar in eigenen Töchtern im Ausland. Digitale Leader müssen aber in den Führungsetagen sitzen. Nur so kann Digitalisierung von innen kommen. Banken brauchen Vorstände, die man nicht von Digitalisierungsmaßnahmen überzeugen muss, sondern die den IT-Experten Vorschläge für neue digitale Angebote unterbreiten.

5. Kompetenz dazukaufen

Noch immer werden aus Kostengründen Digitalisierungsprozesse mehrheitlich inhouse umgesetzt. Kostengründe sollten aber den Blick nicht darauf verstellen, dass spezialisierte Unternehmen in einzelnen Bereichen Kompetenzen anbieten können, über die die eigenen Mitarbeiter nicht verfügen. Es lohnt sich, über den Tellerrand zu schauen und den Einsatz externer Berater in Betracht zu ziehen.

6. Datenbestand wertschätzen und nutzen

Banken, die seit Jahrzehnten auf dem Markt sind, verfügen über einen Schatz, den kein FinTech-Unternehmen und kein Bezahldienst besitzt: einen umfangreichen Bestand an personenbezogenen Daten. Der Umgang mit diesen Daten entsprechend der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der EU erfordert zwar einen großen Aufwand, jedoch kann mit einer Professionalisierung des Datenmanagements die Interaktion zwischen Bank und Kunden auf ein völlig neues Niveau gehoben werden.
Wer Daten als Asset sieht und aktives Datenmanagement betreibt, ist seinen Wettbewerbern voraus.

Digitalisierung im Bankenbereich ist kein Instrument, um im immer härter werdenden Wettbewerb erfolgreich zu sein. Digitalisierung ist die Grundvoraussetzung für das Weiterbestehen eines Finanzinstituts. Banken, die in der Lage sind, sich im Digitalisierungsprozess entsprechend der Wünsche der Kunden neu zu erfinden, werden profitabel und erfolgreich arbeiten.

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Ein Weckruf für starke Data Governance im Finanzsektor

Die Auseinandersetzung mit Data Governance in der Finanzbranche

Fast alle Unternehmen in den unterschiedlichsten Bereichen arbeiten heute mit Daten. Nicht alle wissen aber, wie man mit diesen richtig umgeht – zur Sicherheit der Kunden und zum Nutzen des Unternehmens. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Sie mithilfe von Data Governance Ihre Daten im Griff haben und die Effizienz Ihres Unternehmens erhöhen.

Data Governance ist die Gesamtheit der Verantwortlichkeiten und Entscheidungsprozesse für das qualitätsorientierte Management der Daten. Gemäß dieser Definition ist der Gegenstand von Data Governance mehr als die Verbesserung der Datenqualität. Es geht um unternehmensweites Management der Daten – als Unternehmensressource, das heißt um die Beteiligung an fachlichen und strategischen Implementierungen durch die Bank-IT, Einführung und Durchsetzung von „Best Practices“ inklusive standardisierter Datenmodelle, Definitionen, Regeln und Geschäftsprozesse.

Die Auseinandersetzung mit Data Governance findet unter anderem in der Finanzbranche statt. Die Branche ist heutzutage besonderen Wettbewerbsbedingungen ausgesetzt. Disruptive Geschäftsmodelle kommen auf den Markt. Neue Wettbewerber wie Ebay, PayPal, Amazon, Check24, Apple oder Google bieten Services im Bereich Banken und Versicherungen an, die vor allem auf deren umfangreichen Datenbestand und dem klugen Einsatz personenbezogener Daten basieren.

Bei einer starken Data Governance wissen die Banken und Versicherungen, welche Daten in welcher Qualität, in welcher Form und in welchen Teilen des Unternehmens vorliegen, wie sie verarbeitet und von wem sie wofür genutzt werden. Somit können sie diesen Schatz auch in vollem Umsatz nutzen und den Newcomern auf Augenhöhe entgegentreten.

Die eigenen Daten kennen

Zweifellos war die Datenschutzgrundverordnung ein Weckruf – auch für Banken und Versicherungen. Als die DSGVO im Mai 2018 umgesetzt sein sollte, realisierten viele Unternehmen, die personenbezogene Daten besaßen und nutzten, dass sie diesen Termin nicht wirklich auf dem Schirm hatten. Zwei Jahre zuvor, im Mai 2016, trat die neue europäische Datenschutzgrundverordnung in Kraft.

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Probleme hatten vor allen die Unternehmen, die ihre Data Governance nicht im Griff hatten. In aller Schnelle musste jetzt im Unternehmen erkundet werden, welche Daten eigentlich vorhanden waren, auf die diese Verordnung zutraf, wie damit umgegangen wurde und was notwendig war, um den Umgang mit den Daten an die Rechtslage anzupassen. Schließlich drohten bei einem Verstoß gegen die EU-Richtlinie hohe Strafen.

Das schließt alle Unternehmensbereiche ein, vom Rechnungswesen über das Controlling, Treasury bis zum Risikomanagement und zur Kundenansprache. Finanzreports zum Beispiel müssen nach International Financial Reporting Standards, EZB-Vorgabe und vielen anderen Regeln im Rahmen der Bankenregulierung erstellt werden. Grundlage hierfür sind Daten. Jede Änderung der Kontenpläne erfordert die Aktualisierung und Zuordnung dieser Daten und ein reibungsloses Schnittstellenmanagement.

Daten – der Rohstoff der 21. Jahrhunderts

Schon jetzt den richtigen Umgang mit Daten zu praktizieren ist einmal mehr das Gebot der Stunde, da Daten für die Strategien von Finanzinstituten und Versicherungen und deren Umsetzung eine immer größere Rolle spielen. Wie die Studie “Data Age 2025. The Digitalization of the World” des internationalen Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IDC zum weltweiten Datenwachstum bis 2025 feststellt, wächst die globale Datenmenge von 33 Zettabyte im Jahr 2018 auf 175 Zettabyte bis 2025. Im Jahr 2025 wird jede mit dem Internet verbundene Person mindestens alle 18 Sekunden eine Dateninteraktion durchführen.

Zweifellos gilt: Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Finanzinstitute, die Daten effektiv nutzen, können Geschäftswerte freisetzen – aber nur, wenn die Risiken, die diese riesigen Datenmengen mit sich bringen, beherrscht werden. Auch dafür braucht es Data Governance.

Oben auf der Liste der Risiken

Gartner, ein weiteres renommiertes Research- und Beratungsunternehmen im Bereich IT, nennt zum Beispiel in seinem Hot-Spots-Bericht vom 15. November 2018 datenbezogene Probleme als eines der Top-2019-Risiken für die interne Revision. „Cybersecurity, Data Governance, Drittanbieter und Datenschutz stehen ganz oben auf der Liste der Risiken“, sagt Malcolm Murray, VP, Team Manager bei Gartner.

Die wichtigsten Daten- und Analyserisiken, die Audit-Führungskräfte im Jahr 2019 betreffen, sind laut Murray neue Datenschutzbestimmungen und Verstöße gegen den Datenschutz. Obwohl datengesteuerte Geschäftsstrategien erforderlich sind, um die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, verfügten laut Gartner nur 37 Prozent der Unternehmen über formale Datenverwaltungsrahmen.

Die nächsten Aufgaben

Data-Governance-Frameworks aber sind eine Voraussetzung, um die Risiken zu minimieren, die durch Sicherheitsbedrohungen und Datenschutzprobleme verursacht werden. Unternehmen können ein solches Regelwerk entwickeln, indem sie zuerst die Datenbestände im gesamten Unternehmen erfassen und Richtlinien zur Datenklassifizierung festlegen. Ein wichtiger Aspekt ist die Schulung der Mitarbeiter beim Umgang mit den Daten. Nicht nur der Datenschutz sollte bei allen Verantwortlichen präsent sein – auch die Bewertung der Qualität und die vielfältigen Möglichkeiten der Daten in der Gesamtstrategie des Unternehmens und demzufolge in den einzelnen Bereichen wie Buchhaltung, Accounting, Controlling, Riskmanagement oder Marketing.

Optimal werden Daten genutzt, wenn ein Finanzinstitut oder eine Versicherung eine führende Stellung im Bereich digitale Transformation einnimmt. Um dies zu erreichen, muss die Kultur der Digitalisierung von der Unternehmensführung vorangetrieben werden, die eine sehr genaue Vorstellung davon haben muss, wie die Daten eingesetzt und monetarisiert werden können.

Fazit: Sieben Gründe für den Einsatz von Data Governance

Wie aus der Übersicht hervorgeht, gibt es mehrere Gründe, Data Governance in Finanzinstituten oder Versicherungen besondere Beachtung zu schenken. Die wichtigsten sind zweifellos:

  1. Die Menge der Daten, die Sie in den nächsten Jahren zu verwalten haben, wächst rasant. Nur mit Data-Governance behalten Sie den Überblick.
  2. Rechtliche Anforderungen an den Umgang mit Daten werden strenger. Ständig neue Verordnungen zwingen Sie zur ständigen Umstrukturierung und Zuordnung Ihrer Daten. Nur mit Data Governance erfüllen Sie diese Anforderungen. Data Governance ist die Voraussetzung für Data Compliance. Sie beugen damit Gesetzesverstöße und Problemen mit Behörden vor und erfüllen alle Anforderung an den Datenschutz.
  3. Mit Data Governance mindern Sie das Risiko, dass Daten im Unternehmen wissentlich oder unwissentlich missbraucht werden. Auch schützt der richtige Umgang mit den Daten vor Cyberkriminalität.
  4. Data Governance steigert die Effizienz des Unternehmens. Sie arbeiten wesentlich schneller, wenn die richtigen Informationen in Form von Daten jederzeit zur Verfügung stehen. So sparen Sie Kosten.
  5. Data Governance wird die Hierarchien Ihres Unternehmens verändern und an die Anforderungen der Zukunft anpassen.
  6. Mit Data Governance gewinnen Sie neue Kunden. Mit der Qualifizierung Ihrer Daten erhöht sich auch Ihre Fähigkeit, Informationen richtig zu interpretieren und zur Kundenansprache einzusetzen.
  7. Durch Data Governance machen Sie Ihre Daten zu Geld.

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